Zeitungsartikel

Ausstellung in Oberöwisheim

Mitteilungsblatt/Amtsblatt der Stadt Kraichtal Nr. 35 vom Donnerstag, 27. August 2020

Am Ortsrand von Kraichtal-Oberöwisheim befindet sich in Verlängerung der Bachstraße, nach den „Krautgärten“ und jenseits des Dorfgrabens, das Grundstück von Adalbert Stoeß. Hier befinden sich rund zwei Dutzend handwerklich-künstlerische Edelstahl-Skulpturen, die allesamt religiöse und historische Hintergründe beinhalten und von ihm selbst hergestellt worden sind. Seine Schöpfungen sind Bestandteile dreier Gruppierungen, die die in Europa vertretenen Religionen symbolisieren sowie den Holocaust verarbeiten.
Anläßlich des Europäischen Tages der Jüdischen Kultur wird Herr Stoeß, ab 13 Uhr, auf seinem Anwesen für alle Interessierten über die Hintergründe und Herstellung seiner Exponate Auskünfte geben. Herzliche Einladung.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage: www.adalbert-stoess.de
Die Ausstellung kann unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen zur Vermeidung der Ausbreitung der Coronavirus-Pandamie besucht werden.

(verfasst von Ute Dopf)


Herz der Glocke

Erneute Erwähnung im Jahresrückblick - Mitteilungsblatt/Amtsblatt der Stadt Kraichtal Nr. 51-53 vom Donnerstag, 17. Dezember 2020

Jahresrückblick





Manifestierte Betroffenheit über Nazi-Verbrechen

Bruchsaler Rundschau Nr. 260 vom Freitag, 9. November 2012, Seite 19

In Oberöwisheim erinnert ein privates Mahnmal an den Holocaust Kraichtal-Oberöwisheim (ag).

Wer am Ortsende in Verlängerung der Bachstraße die „Krautgärten“ passiert, findet jenseits des Dorfgrabens ein mit rund zwei Dutzend handwerklich-künstlerischen Edelstahl-Skulpturen flankiertes auffälliges Wochenendgrundstück. Es ist über einen Steg erreichbar, nicht eingefriedet und verfügt über ein Biotop. Neben einzeln aufgestellten Exemplaren sind die Skulpturen Bestandteile dreier Gruppierungen, von denen eine Gruppe besonders bemerkenswert ist: Sie enthält neben einem Holocaust-Mahnmal ein Denkmal für einen jüdischen Arzt. Eigentümer des Grundstücks, Hersteller und Aufsteller der Kunstwerke ist Adalbert Stoeß (74).

Der im oberschlesischen Gleiwitz geborene pensionierte Maschinenbaumeister kam 1969 mit seiner Familie nach Bruchsal und wohnt seit 1976 in Ubstadt-Weiher.

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Foto: ag

Zwei Ereignisse in Gleiwitz waren es, an die sich Stoeß - insbesondere an Tagen wie der Jährung der „Reichskristallnacht“ mit großer Betroffenheit immer noch erinnert. Die stete Erinnerung daran und was nach Kriegsende über die Nazi-Verbrechen bekannt wurde, war ihm Anlass zur Errichtung der erwähnten Objekte. Gleiwitz war eine Durchgangsstation für die mit der Bahn in überfüllten Güterwagen wie Vieh in das Vernichtungs-Konzentrationslager Auschwitz transportierten Juden. Stoeß: „Ich kam als Kind mit meiner Mutter an den Bahnhof, als ein solcher Transportzug, welche oft mehrere Tage unterwegs waren, anhalten musste.“ Noch heute hört er die Frage der Transportierten: „Wie weit ist es noch bis Auschwitz?“, und ihre flehenden Rufe nach Wasser. „Als meine Mutter solches reichen wollte, wurde dies von der Wachmannschaft strikt unterbunden. Als Sanktion wurde sie dann selbst in einen Waggon des Transportzuges verbracht und es bestand die Gefahr, dass sie nach Auschwitz mitgenommen wird.“ Dies ist dann zwar nicht erfolgt, für Stoeß war es jedoch ein lebenslang gegenwärtiges traumatisches Erlebnis. Die Anteilnahme von Mutter und Sohn am Schicksal der Juden hatte schon vor dem Bahnhof-Erlebnis eine Vorgeschichte.

„Die Nazis mit ihren judenfeindlichen Maßnahmen waren schon ein Jahr an der Macht, als meine Mutter lebensbedrohlich erkrankte. Sie überlebte nur Dank der selbstlosen Hilfe eines jüdischen Arztes“. Dessen weiteres Schicksal konnte Stoeß allerdings nicht in Erfahrung bringen.

DAS HOLOCAUST-MAHNMAL und das Arzt-Denkmal mit dem buddistischen Tor in Oberöwisheim.

Während zwei Skulpturgruppen allegorisch die in Europa vertretenen Religionen symbolisieren, ist das Holocaust-Mahnmal und das Denkmal für den Arzt nach Stoeß das „Herzstück“ seiner künstlerischen Edelstahl-Schöpfungen auf dem Grundstück.

Einbezogen in ihren Standort ist ein „buddhistisches Tor mit dem Lebensrad“ und ein artesischer Brunnen mit eingelegten Granitsteinen. Der Unterbau des rund vier Meter hohen Holocaust-Mahnmals mit dem Davidstern ist mit 2 500 Granitsteinen bestückt. Eine Tafel zählt Orte auf, wo der Holocaust durchgeführt wurde. Das Arzt-Denkmal erinnert an eine Grabstätte.

Ein Granitstein ist mit einer Tafel versehen: „Dankeschön für den jüdischen Lungenarzt Dr. Isaak Bockelmann, der 1934 in Gleiwitz meiner Mutter das Leben gerettet hatte.“ Der betreffende Stein mit 500 beigegeben Basaltsteinen ist mit der ägyptischen Hieroglyphe „Er lebt“ bestückt. Dies zumindest in der Erinnerung von Stoeß.

August Greiner







Alte Klöppel zu neuen Kreuzen

Bruchsaler Rundschau Nr. 290 vom Samstag, 15. Dezember 2001, Seite 35

Skulptur in Weiher entstand dank ausgedienter Kirchenglocken

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Foto: Greiner

Passanten am Nikolausplatz im Ortsteil Weiher fällt neuerdings in einem Vorgarten eine rund 3,50 Meter hohe Skulptur auf, deren Spitze ein Minarett mit dem Halbmond zeigt. Beide heben sich deutlich von einer Gruppierung verschiedener Kreuzesarten und dem Davidstern ab. Die Skulptur wurde von dem pensionierten Maschinenbaumeister Adalbert Stöß geformt.

Stöß hatte bei einer Schrottfirma mehrere Klöppel von Kirchenglocken entdeckt, die nach Firmenangaben in der Bruchsaler Pfarrkirche St. Paul durch neue ersetzt worden sind. "Geschmiedete Meisterwerke" aus Eisen seien sie und "viel zu schade, eingeschmolzen zu werden", meinte er. Grund genug jedenfalls für Stöß, sie mit einem Hintergedanken zu erwerben. Die Klöppel sollten in eine Skulptur eingebaut werden, die künftig seinen Vorgarten zieren sollte. Aus den Klöppeln der Kirchenglocken formte er sieben Kreuze. Drei von ihnen im Vordergrund der Skulptur sollen an die Kreuzigungsgruppe mit Jesus Christus auf dem Golgathahügel zu Jerusalem erinnern. Ein Kreuz symbolisiert das so genannte "ökumenische" und die drei anderen das der russisch Orthodoxen, der anglikanischen beziehungsweise der koptischen Kirche.

Der "Davidstern" und das Minarett mit dem Halbmond (beide aus Edelstahl geformt) runden die allegorische Skulptur ab, deren Aussage mit "die Religionen in unserer multikulturellen Gesellschaft" umschrieben werden könnte.

Dieser Betrachtungsweise widerspricht der Erbauer nicht, wenn es ihm auch fern lag, eine Religion zu favorisieren. Dies könnte der Betrachter angesichts der Tatsache empfinden, dass Minarett und Halbmond über den Symbolen der anderer Weltreligionen postiert sind.

ZUM BILD: SKULPTUR MIT MINARETT UND HALBMOND: Für sein Kunstwerk hat Adalbert Stöß aus Weiher ausrangierte Klöppel von Kirchenglocken der Bruchsaler Pfarrgemeinde St. Paul verwendet. Davidstern und verschiedene Kreuze symbolisieren dabei andere Religionsgemeinschaften.

Ubstadt-Weiher (ag)